Lustiges: Sinnvolles und Sinnloses zum Schmunzeln
Was ist eigentlich ein Rezept ?
Schon von Kindesbeinen begann ich besonders meinen Eltern auf die Nerven zu gehen, wenn ich immerzu fragte: »Was ist das ?«, oder »Warum macht man das ?« Diese Schwäche ist mir bis jetzt geblieben. - So auch hier bei bei meiner Titel-Frage. Um sie zu beantworten, kommt man nicht darum herum, sich mit etwas Linguistik zu beschäftigen:
Früher begann im westlichen Europa ein Arzt das Rezept (von lateinisch receptum; früher auch synonym mit formula) mit der lateinischen Anweisung recipe (Imperativ von recipere, also »nimm«). - So teilte der Arzt dem Apotheker, der die Arzneimittel damals selbst anmischte, die Bestandteile mit. Noch heute beginnen ärztliche Verordnungen mit der (meist vorgedruckten) Abkürzung Rp. für lat. recipe, also »nimm«. Von dem gleichen Ausdruck ist das heute für Koch-Rezepte im Englischen verwendete Wort REZIPE abgeleitet. Das ist also im deutschsprachigen mit einem REZEPT im Sinne eben eines Kochrezepts identisch.
Interessant ist, dass in sehr alten Kochbüchern der Begriff Rezept nicht verwendet wird. In einem alten Kochbuch von 1758, was ich vor mir liegen habe, schreibt der Verfasser Marcos Loofft, Stadt-Koch von Itzehoe von »Sieben hundert und zehn Anweisungs-Regeln, wornach alle und ieder, sowol kostbare, als ordinaire Speisen vrävariret« werden.
Da hat er immer noch recht, der längst verstorbene Stadt-Koch: Ein Rezept ist eine Anweisungs-Regel. Heute sagt man Gebrauchsanweisung dazu. Lt. Wikipedia also »Eine Sammlung von Informationen für Benutzer zum … bestimmungsgemäßen Umgang mit Produkten«. - Nicht mehr und nicht weniger.
Spätesten jetzt müsste jeder die Erkenntnis erlangt haben, dass Rezepte weder beurteilt noch »bewertet« werden können: Entweder ist es ein Rezept, oder es ist kein Rezept. Zwischen beiden Möglichkeiten gibt es per definitionem keinen Bewegungsspielraum. Eine abstufende Gradation ist also absurd. Quod erat demonstrandum.
Da wir nun hier bestimmt bis zum Sanktnimmerleinstag drauf warten können, dass diese unselige Bewertungsnarretei ein Ende hat, bleiben sind nur zwei Alternativen legitim: Entweder man berwertet nicht oder man bewertet das Rezept mit Fünf, weil es eines ist.
NACHTRAG
Um diesen Unsinn der Bewertung in praxi aufzuzeigen: am 27.08.2022 wurde das Rezept »Spaghetti alla grizia« von einem Kochbarmitglied mit 4 »bewertet«. Am 08.12. 2022 wurde das Rezept »Spaghetti all amatriciana« vom gleichen Mitglied mit 2 »bewertet«. Der Unterschied von beiden Rezepten liegt darin, dass bei dem letzteren San-Marzano-Tomaten, eine der wohl besten Tomatenkonserven, zugefügt werden. Ansonsten sind beide Rezepte absolut identisch. - Dümmer geht’s nimmer.
Wäre toll, wenn sich jemand von den Verantwortlichen endlich der Verantwortung stellen würde. Das wäre hier mein Wunsch für das Jahr 2023.
Möget ihr alle ein friedvolles, harmonisches und stressfreies Weihnachtsfest verleben.